Gründungsfieber: Das ,,StartUp Weekend“ in Hongkong
Man konnte die Energie förmlich spüren, als beim diesjährigen ,,StartUp Weekend“ in Hongkong die Teams zusammenkamen, um in 54 Stunden ihre Geschäftsideen zu entwerfen und umzusetzen.
Organisiert wurde die Veranstaltungsreihe von einer internationalen Grassroots- Bewegung mit Sitz in Seattle, die neben Hongkong in über 120 Ländern aktiv ist. In der Metropole gab es seit November 2011 bereits sechs dieser Wochenenden mit 500 Teilnehmern.
„Events wie das „StartUp Weekend“ sind für Hongkong von großer Bedeutung, denn sie bieten den Teilnehmern ein sicheres Umfeld, um mit Ideen zu spielen, zu experimentieren und zu bewerten, ob eine Unternehmensgründung überhaupt das Richtige für sie ist. Sie ermöglichen zudem einen Einblick in neue Instrumente und Techniken sowie die Kontaktaufnahme zu Unternehmern, Mentoren und das Start-up Netzwerk in Hongkong,“ erläutert Co-Organisator Marcel Ekkel die Vorzüge. Hier werde manch innovative Idee erstmals freigesetzt.
Das Unternehmen „AwesomeShip“, jetzt AfterShip genannt, gewann beim ersten Event im Jahr 2011. Ihre App zur Sendungsverfolgung siegte danach auch beim „Global Startup Battle“. „In der Vergangenheit konnten wir beobachten, dass Teilnehmer ihre bisherigen Jobs aufgaben, weil sie das Gründungsfieber gepackt hatte,“ so Ekkel. Zu den Unternehmen, die während eines „StartUp Weekends“ gegründet wurden, gehört auch Perpetu mit seinem System, das den Nachlass bei digitalen und virtuellen Profilen und Konten verwaltet.
Die Gründer, Andrea Livotto und Ryanne Lai, kamen auf diese Geschäftsidee, nachdem Lai in ihrem Beruf als Anwältin für Urheberrechtsfragen mit einem speziellen Fall konfrontiert wurde. Nach dem Tod eines Familienmitglieds war es zu Streitigkeiten zwischen den Hinterbliebenen über die Zugriffsrechte auf Email-, Online- und Social Media-Konten gekommen. Hier kann das System von Perpetu helfen, dass die online vorhandenen Werte im Sinne des Besitzers verwaltet werden. Im Angebot sind freie und kostenpflichtige Services, bei denen Perpetu jetzt mit Anwälten und Versicherungsvertretern zusammen arbeiten und das Geschäft ausweiten will.
„Das Konzept des Besitzes und der Verwaltung von online Daten und Urheberrechten ist zu neu, um in traditionellen Testamenten bewusst verankert zu werden. Unsere Kunden können uns nun Instruktionen hinterlassen, die wir im Fall des Todes umsetzen,“ erklärt Livotto. Basis bei der Umsetzung sind API (Applied Programming Interface) Funktionen.
Bitquant Research Laboratories hat sich vorgenommen, die Art, wie das globale Finanzsystem arbeitet, zu verändern. Dabei konzentriert man sich auf die Forschung und Entwicklung von ertragsstarken Open Source Finanzsystemen. Das von Dr. Joseph Wang kreierte System analysiert Handelsdaten und verfügt über ein Warnsystem basierend auf R/OpenGamma Analysetools, die große Datenmengen verarbeiten und dazu Web-, Mobile- und Cloud Technologien nutzen.
„Meine Vision für das Finanz- und Bankwesen in Hongkong ist ähnlich der Arbeitsweise der Elektronikmärkte in Sham Shui Po (Kowloon),“ erläutert Dr. Wang. Dem promovierten Astrophysiker und ehemaligen Vizepräsidenten bei JP Morgan schwebt dabei vor, dass viele kleine Unternehmen zusammen einen Markt kreieren. Um zu kommunizieren, müsse allerdings die entsprechende Technik für den Ideenaustausch vorhanden sein. Open Source ermögliche dies. Das Ziel von Bitquant Research Laboratories ist es, auf diese Weise Informationen und Angebote, die vorher nur größeren Unternehmen zugänglich waren, auch für kleine Unternehmen und einzelne Personen verfügbar zu machen.
Der Schlüssel zum Erfolg sei eine gute Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor, so Wang. „Damit eine richtige Tech-Community entsteht, müssen Regierung, größere Unternehmen und mittelständische Unternehmen sowie Experten aus dem Technologie- und Finanzbereich in Kontakt sein.“ Technologie dürfe nicht allein für sich stehen, sondern sollte – so wie in Hongkong gehandhabt – mit Dienstleistern, Handels- und Modeunternehmen sowie Herstellern interagieren.
Andrea Livotto stimmt Dr. Wangs Einschätzung zu. Obwohl es Herausforderungen gebe, sei die Gemeinschaft eng verbunden und unterstütze einander. „Das Umfeld hat sich in den vergangenen drei Jahren spürbar verändert. Wir von Perpetu sehen das auch aus der Perspektive als Organisatoren von Start-up Events.“ Als Beispiele nennt er neu entstehende Bürogemeinschaften und den leichteren Zugang zu Investoren.
„StartUp Weekend“ unterstützt die Community indem unter anderem Veranstaltungsreihen in neu gegründeten Bürogemeinschaften stattfinden, oder Gastronomie Start-ups als Caterer eingesetzt werden.
„Die steigende Zahl von Start-ups in Hongkong zeigt bereits Vorteile,“ erklärt Marcel Ekkel. „Es gibt mittlerweile mehr als 22 Bürogemeinschaften und Investoren-Netzwerke zeigen Interesse. Die Regierung hat dies erkannt und verschiedene Initiativen gestartet. Das Büro des Government Chief Information Office betreibt die Seite Itfest.hk und für dieses Jahr sind mehr Start-up Aktivitäten als je zuvor geplant. Gestartet wurde auch Istart.gov.hk als Anlaufstelle für alle Fragen und Aktionen rund um das Thema Technologie Start-ups. Invest Hong Kong präsentiert demnächst die zweite Edition von startmeup.hk, um Hongkong als idealen Standort für Unternehmensgründer zu präsentieren.“
„Technologie spielt auch in der Kreativindustrie eine große Rolle,“ so Dr. John Lo, verantwortlich für das Hong Kong Design Centre Design Incubation Programme. Das Programm unterstützt Start-ups aus verschiedenen Designdisziplinen, von Mode über Schmuck bis hin zum App Design.
„Wir unterstützen die Start-ups bei grundsätzlichen Fragen zum Geschäftsaufbau. Die ganze Welt verbindet verstärkt technische Entwicklungen mit der kreativen Seite, um benutzerfreundlichere Produkt zu kreieren. Unternehmer können sich nicht mehr nur auf Technologien konzentrieren, sie müssen ebenso die Bedürfnisse der Kunden berücksichtigen wie kreative und technologische Aspekte.“
Das zweijährige Programm unterstützt derzeit 47 Unternehmen in Themen wie Grundlagen der Geschäftsführung, Teilnahme an Events wie der „Business of Design Week“ und Besuchen von Produktionsstätten auf dem chinesischen Festland. „Im Pearl River Delta gibt es viele kreative Geschäftsideen und wir in Hongkong müssen hart daran arbeiten, unseren Vorsprung zu halten“, so Dr. Lo.
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